Donnerstag, 17. Oktober 2013

Ungebremste Fleischeslust

Ich treffe irgendwie auf immer mehr Menschen, die angeblich keine Kohlenhydrate mehr essen. Wenn man dann nachfragt, was diese anstatt dessen konsumieren, hört man meist: Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse. Abgesehen davon, dass in Gemüse und Obst auch Kohlenhydrate stecken, bin ich nicht ganz sicher, ob diese Ernährungsweise aus gesundheitlicher und ökologischer Sicht das Gelbe vom Ei ist?























Wenn heute jemand von einer „heiligen Kuh“ spricht, ist ja selten das Tier gemeint. Eher handelt es sich um eine zynisch-liebevolle Umschreibung für, beispielsweise, ein Auto, ein iPhone oder ein anderes, technisches Gadget. Geblieben ist jedoch die Intention dahinter: Es geht um etwas Schützenswertes, etwas das einem am Herzen liegt, dessen Wert gar nicht hoch genug geschätzt werden kann – weshalb dieses Objekt auch nur äußerst ungerne verliehen und schon gar nicht einfach so hergegeben wird.

Ähnlich war das mal mit den Kühen. Der Begriff „Heilige Kuh“ bezeichnet „...in der Ethnologie eine aus religiösen sowie ökonomischen Gründen als unantastbar erklärte Kuh. In vielen weidewirtschaftlich oder nomadisch geprägten Kulturen galt und gilt die Kuh als Statussymbol und Gradmesser des Vermögens; eine Schlachtung käme einer Vernichtung desselben gleich.“ (Wikipedia) In Indien weist schon der Sanskrit-Name aghnya (die Unantastbare) auf eine vergleichbare Tradition. In den hinduistischen Religionen ist der Schutz der Kuh bis in die heutige Zeit ein wichtiges Element. Selbst jenen, denen die Kuh nicht „heilig“, sondern lediglich ein wichtiges Symbol ist, hat sie doch einen besonderen Stellenwert. Das Töten von Kühen ist für die meisten undenkbar. Der Hinduismus ist  mit etwa 13,26 Prozent der Weltbevölkerung die, nach dem Christentum und dem Islam, drittgrößte Religion der Erde. Dem gegenüber stehen 86,74 Prozent, sagen wir mal, glaubenstechnisch anders orientierter Menschen.

Mag man zum Beispiel dem Magazin brand eins Glauben schenken, so waren im Jahr 2009 ganze 973.000000 Menschen in einer deutschen Mc Donald‘s Filiale zu Gast. Auch wenn Heidi Klum ganz sicher ein äußerst appetitliches Testimonial abgibt, lässt sich vermuten, dass nicht alle Besucher ihren Empfehlungen zu einem „Chicken-Wrap“ gefolgt sind. 973. 000 000 Menschen.  Ist das viel? Geht man von einem äquatorialen Erdumfang von ca. 40.000 km aus und davon, dass Pi mal Daumen 2 Menschen hintereinander einen Meter ausmachen, so reicht die Schlange doch schon mehr als nur einmal drum rum, um den Erdball. Pilgern auf Neudeutsch also.

Da drängt sich einem doch die Frage auf, wie viele Rindviecher für diese enorme Fleischeslust – oder geht es lediglich um eine modische Kohlenhydrat-Unverträglichkeit? – ihre Unantastbarkeit mal eben stecken lassen müssen? Laut Jonathan Safran Foer (Autor von „Tiere essen“) brauchte es hierzu in den letzten 100 Jahren eine Steigerung der Schlachtgeschwindigkeit um 800 Prozent, womit in einer einzigen Schicht über 2.000 Rinder getötet werden. Dass derartige Mengen nur mit automatisierter Technik zu machen sind, ist offensichtlich. Das funktioniert dann wie auf der Fertigungsstraße eines deutschen Autoherstellers – nur dass hier Einzelteile nicht zusammengebaut, sondern auseinandergenommen werden – ohne jede Achtung vor dem Leben.

Ich frage mich jedenfalls: wo im System ist da die Schraube locker und würde der Appell: „Liebe deinen nächsten wie Dein iPhone!“ etwas ändern?